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Gemeinsame Presseinformation von Riverwatch und EuroNatur
Wolf, Schmutzgeier, Teufelchen und Schwarze Witwe an der Vjosa in Albanien nachgewiesen
Wien, Radolfzell, 21.8.2014. Im Rahmen des vom GEO Magazin ausgerufenen Tages der Artenvielfalt fand Mitte Juni an der Vjosa in Albanien eine Feldforschungsaktion der besonderen Art statt. Drei Tage lang durchstreiften rund 70 Naturschützer, Wissenschaftler und Studenten aus Albanien, Mazedonien, Deutschland, Österreich und Frankreich den einzigartigen Wildfluss und seine Auen, um die dort vorkommenden Tier- und Pflanzenarten zu erfassen. In der aktuellen Ausgabe des GEO Magazins, die am 22. August erscheint, sind die Ergebnisse nachzulesen.
„Die Vjosa ist ein einmaliges Naturlabor, das bislang kaum erforscht ist. Es fehlt an Studien über die Artenvielfalt oder morphologische Prozesse. Mit unserer Aktion wollen wir auch auf den dringenden Bedarf an fundierten Studien aufmerksam machen“, so Ulrich Eichelmann, Geschäftsführer von RiverWatch. Die in Wien ansässige Naturschutzorganisation organisierte gemeinsam mit der europaweit tätigen Naturschutzstiftung EuroNatur sowie der albanischen Naturschutzgruppe PPNEA (Protection and Preservation of Natural Environment in Albania)
Insgesamt waren elf Forschungsteams von Sonnenaufgang bis weit nach Sonnenuntergang in dieser artenreichen Flusslandschaft auf Entdeckungsreise. Fledermäuse, Vögel, Fische, Libellen, Schmetterlinge, Laufkäfer, Spinnen, Amphibien, Reptilien, Kleintiere am Gewässerboden, sowie Pflanzen wurden gefangen oder gesammelt und bestimmt. Unter den mehr als 400 dokumentierten Arten entdeckten die Forscher auch den Wolf, den Schmutzgeier (einen der seltensten und am stärksten bedrohte Geierarten Europas) sowie das Teufelchen – eine Libellenart, die erst zum zweiten Mal in Albanien gesichtet wurde. Außerdem konnten elf Spinnenarten erstmalig für Albanien nachgewiesen werden, darunter die Europäische Schwarze Witwe. „Besonders im Uferbereich des Flusses haben wir sehr interessante Arten
gefunden – Arten, die in Zentraleuropa bereits verschwunden sind und die auf ein sehr gesundes Ökosystem hinweisen“, unterstreicht Dr. Wolfram Graf von der Universität für Bodenkultur (BOKU) in Wien, einer der Feldforscher an der Vjosa.
Vjosa ist der letzte große Wildfluss unseres Kontinents. Auf 270 Kilometer Länge fließt sie ungezähmt und frei. Riesige Schotterbänke, kleine Kiesinseln und verträumte Buchten kommen und gehen mit der Dynamik des Wassers. In ruhigen Abschnitten säumen Auwälder die Ufer des Flusses. Doch mit der Unberührtheit des Flusses könnte es schon bald vorbei sein: Die albanische Regierung plant, dort eine Kette von acht Wasserkraftwerken zu errichten. Würde die Staudammkette gebaut, hätten Langstreckenwanderer wie Aal und Meeräsche keine Chance mehr. „Wir fordern dieDie albanische Regierung auf, die geplanten Staudammprojekte umgehend zu stoppen und für eine nachhaltige Entwicklung des Vjosa-Tals zu sorgen“, sagt EuroNatur-Geschäftsführer Gabriel Schwaderer. Im Rahmen der Kampagne „Rettet das blaue Herz Europas“ setzen sich EuroNatur, RiverWatch und ihre Partnerorganisationen derzeit dafür ein, an der Vjosa einen Nationalpark einzurichten.
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