Neue Studie: Bis zu 4,6 Millionen Menschen könnten von Wasserkraftplänen auf dem Balkan betroffen sein

 20.07.2021

Wasserkraftwerke und Staudämme haben nicht nur zerstörerische Auswirkungen auf Flussökosysteme, sie beeinträchtigen auch die dort ansässigen Menschen auf unterschiedliche Art und Weise. In einer aktuellen Studie haben Forschende des CALTUS-Instituts Namibia ein neu entwickeltes Modell vorgestellt, um die Zahl der Menschen zu ermitteln, die vom Wasserkraftausbau in der Balkanregion potenziell betroffenen sind. Dabei wurden bereits laufende, im Bau befindliche sowie geplante Wasserkraftprojekte in Albanien, Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, Kroatien, Nordgriechenland, Kosovo, Montenegro, Nordmazedonien, Serbien und Slowenien in die Berechnung einbezogen.

Die Forschenden errechneten, dass insgesamt zwischen 470,000 und 1,2 Millionen Menschen von Wasserkraftwerken betroffen sein könnten, die derzeit in Betrieb sind; je nachdem, in welcher Entfernung sie von den jeweiligen Flussabschnitten wohnen. Die Forscher sagten auch voraus, dass sich diese Zahl um das Drei- bis Zehnfache erhöhen wird, wenn alle 3,400 Wasserkraftwerke, die derzeit in diesen Ländern geplant und im Bau sind, in Betrieb gehen. Dies bedeutet, dass bis zu 11% der 42 Millionen Einwohner der Balkanregion von Veränderungen ihrer Existenzgrundlagen betroffen sein könnten.

Auch für ausgewählte Fallstudien wurden Zahlen präsentiert: Die Fertigstellung der Wasserkraftwerke Poçem und Kalivaç in Albanien könnte bis zu 24,000 Menschen betreffen, die geplanten Kleinwasserkraftwerken an der Neretvica in Bosnien-Herzegowina bis zu 1,100.
Auch wenn Kleinwasserkraftprojekte, wie sie in den Balkanländern vorrangig geplant sind, nicht mit massiven Umsiedlungsprogrammen verbunden sind, so haben sie doch weitreichende indirekte und kumulative Auswirkungen für die Bevölkerung. Vor allem in ländlichen Gebieten kann der Ausbau der Kleinwasserkraft zu einer verringerten landwirtschaftlichen Produktivität, erhöhtem Druck auf land- und forstwirtschaftliche Flächen sowie zu Bodendegradation führen. Ferner besteht die Gefahr, dass das Potenzial der Gebiete für Tourismus und andere Einkommensmöglichkeiten erheblich beeinträchtigt wird. Und nicht zu vergessen: Auch der kulturelle Wert, den viele Menschen auf dem Balkan ihren Flüssen beimessen, ist bedroht.

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