
Die Gruppe von Unterstützer*innen wächst! Die Wissenschaftler*innen unserers Netzwerks stellen nicht nur ihre Daten zur Verfügung, sondern erheben auch ihre unabhängige Stimme und setzen sich so aktiv für den Schutz der Flüsse ein.
++ NGOs erheben bei der Berner Konvention Beschwerde gegen Bosnien-Herzegowina wegen der Bewilligung von Dammbauten an der naturbelassenen oberen Neretva ++ Eine ähnliche Beschwerde wurde bereits im August beim Sekretariat der Energy Community eingereicht ++
Am 22. Oktober 2020 haben die Naturschutzorganisationen Center for Environment, Aarhus Center Sarajevo, Riverwatch, EuroNatur, ClientEarth und CEE Bankwatch Network eine Beschwerde gegen Bosnien-Herzegowina beim Übereinkommen über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume (Berner Konvention) eingereicht. Gegenstand ist der unterlassene Schutz der unberührten oberen Flussstrecke der Neretva vor acht geplanten Wasserkraftwerken.
Der Oberlauf der Neretva ist eines der ursprünglichsten Flussökosysteme auf der Balkan-Halbinsel. Es handelt sich um ein Wildnisgebiet mit bisher sehr geringen menschlichen Eingriffen. Daher ist es seit 2011 für das „Emerald-Netzwerk“ von Schutzgebieten nach der Berner Konvention nominiert, wird aber von einem 35-MW-Wasserkraftwerk bei Ulog sowie einer Kette von sieben kleineren Kraftwerken am Oberlauf der Neretva bedroht. Die Kraftwerke würden den etwa 30 km langen Oberlauf großteils in eine Kette von Dämmen, Rohrleitungen und Staubecken verwandeln.
Die Einreichung an die Berner Konvention folgt einer ähnlichen Beschwerde der Umweltgruppen an das Sekretariat der Energiegemeinschaft vor einigen Monaten. Darin wird auf gravierende Mängel im Umweltprüfungsverfahren dieser Projekte hingewiesen.
Die Umweltverträglichkeitsprüfungen stellten nur wenige jener Arten fest, die vermutlich im Projektgebiet vorkommen, gaben aber grünes Licht für die Kraftwerksprojekte. Obwohl das Gebiet nur wenig erforscht ist, sind Vorkommen seltener Arten bekannt, darunter Braunbär, Wolf, Fischotter, bedrohte Krebse sowie eine besondere Forellen-Unterart.
Im Mai ergriff das Center for Environment auch rechtliche Schritte gegen eine Entscheidung des Ministeriums für Raumordnung, Bauwesen und Ökologie der Republika Srpska, wonach die erste Phase des Staudammketten-Projekts am Oberlauf der Neretva keine Umweltverträglichkeitsprüfung benötige. Diese Entscheidung fiel entgegen der Stellungnahme des Instituts für die Erhaltung des kulturhistorischen und des natürlichen Erbes der Republika Srpska, das die Kraftwerksplanungen aufgrund der negativen Auswirkungen auf seltene, endemische und reliktäre Arten ablehnte.
"Der Oberlauf der Neretva ist ein naturbelassenes Juwel auf dem Balkan. Mit den umliegenden unberührten Wäldern bildet der Fluss ein Wildnisgebiet das in Europa seinesgleichen sucht. Die Staudammprojekte würden nicht nur dieses Ökosystem zerstören, sondern Bosnien-Herzegowina würde auch gegen ratifizierte internationale Abkommen verstoßen. Deshalb reichen wir diese Beschwerden ein", sagt Ulrich Eichelmann, Koordinator der Kampagne Rettet das Blaue Herz Europas bei Riverwatch.
„Die bisherigen Untersuchungen haben bestätigt, dass das Quellgebiet und der Oberlauf der Neretva ein außergewöhnlich gut erhaltenes Ökosystem darstellen. Die Wasserkraftprojekte müssen gestoppt werden, da sie das sensible Ökosystem massiv beschädigen", fügt Jelena Ivanic vom Center for Environment hinzu.
Hintergrundinformationen:
Rückfragehinweis