Soziale Auswirkungen von Wasserkraft auf dem Balkan

Wasserkraftwerke und Staudämme haben nicht nur zerstörerische Auswirkungen auf Flussökosysteme, sie beeinträchtigen auch die dort ansässigen Menschen auf unterschiedliche Art und Weise. Diese neuartige Studie über soziale Auswirkungen von Wasserkraft versucht, die Zahl der Menschen zu schätzen, die von bereits laufenden, im Bau befindlichen und geplanten Wasserkraftprojekten in der Balkanregion potenziell betroffen sind.

Mit einem neu entwickelten "Social Impact Model" berechneten Forschende des CALTUS-Instituts Namibia, dass insgesamt zwischen 470,000 und 1,7 Millionen Menschen von Wasserkraftprojekten betroffen sind, die derzeit in Albanien, Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, Kroatien, Nordgriechenland, Kosovo, Montenegro, Nordmazedonien, Serbien und Slowenien in Betrieb sind; je nachdem, in welcher Entfernung sie von den jeweiligen Flussabschnitten wohnen. Diese Zahl würde sich um das Drei- bis Zehnfache erhöhen, wenn alle 3,400 Wasserkraftwerke, die derzeit in diesen Ländern geplant und im Bau sind, in Betrieb gehen. Dies bedeutet, dass bis zu 11% der 42 Millionen Einwohner der Balkanregion von Veränderungen ihrer Existenzgrundlagen betroffen sein könnten.

Großstaudämme sind aufgrund der massiven Umsiedlung von Menschen, die sie weltweit verursacht haben, schon lange umstritten. Kleinwasserkraftprojekte, wie sie in den Balkanländern vorrangig geplant sind, haben dagegen zumeist indirekte, aber dennoch weitreichende und kumulative Auswirkungen. So kann der Ausbau von Kleinwasserkraft vor allem in ländlichen Gebieten zu einer verringerten landwirtschaftlichen Produktivität, erhöhtem Druck auf land- und forstwirtschaftliche Flächen, sowie zu Bodendegradation führen. Ferner besteht die Gefahr, dass das Potenzial der Gebiete für Tourismus und andere Einkommensmöglichkeiten erheblich beeinträchtigt wird. Und nicht zu vergessen: Auch der kulturelle Wert, den viele Menschen auf dem Balkan ihren Flüssen beimessen, ist bedroht.

Social Impact of Hydropower: Quantitative Impact Assessment for the Balkan Countries

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