Neue Studie von Bankwatch: "Grüne Investitionen" und westliche Firmen fördern auf dem Balkan Raubbau an Europas wertvollsten Flüssen

Gemeinsame Pressemitteilung von Riverwatch und EuroNatur

 

++ Internationale Finanzinstitute sowie österreichische und deutsche Unternehmen am stärksten involviert ++

 

Das Lesce Wasserkraftwerk am kroatischen Fluss Dobra hat seit der Auftragsvergabe 2010  zahlreiche Probleme verursacht. © Goran SafarekWien, Radolfzell 14.12.2015. Auf dem Balkan fließen die ökologisch wertvollsten Flüsse Europas. Noch, denn tausende Wasserkraftwerke sind in Vorbereitung und bedrohen einen wesentlichen Teil des europäischen Naturerbes. Die Planungen machen sogar vor Naturschutzgebieten wie Nationalparken, Natura 2000 Gebieten und Ramsar-Feuchtgebieten nicht Halt. Die Finanz-NGO Bankwatch hat nun im Auftrag von EuroNatur und RiverWatch insgesamt 1.829 Wasserkraftprojekte untersucht und beantwortet die Fragen, wer diese Projekte finanzieren und umsetzen soll.

Die Hauptinvestoren auf dem Balkan sind die großen internationalen Banken. EBRD (Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung), Weltbank und die EIB (European Investment Bank) finanzieren derzeit Wasserkraftprojekte in Höhe von insgesamt  818 Millionen Euro. Dadurch werden 30 Naturschutzgebiete wie Nationalparks oder Natura 2000 Gebiete massiv bedroht.  Die EBRD ist dabei mit 240 Millionen Euro der größte Investor, sie unterstützt 21 Kraftwerksprojekte mitten in Schutzgebieten wie etwa im mazedonischen Mavrovo Nationalpark.Das Medna Projekt an der Sana, von dem Energieunternehmen Kelag gebaut, zerstört bedrohtes Huchengebiet. Foto: Vanja Hadziavdic

"Unsere Analyse zeigt eindeutig, dass vor allem  die EBRD, aber auch die Weltbank ihre Finanzierungskriterien (safeguard policies) verändern müssen, sonst tragen sie enorm zur Naturzerstörung auf dem Balkan bei", sagt Pippa Gallop von Bankwatch, eine der Autorinnen der Studie.

Von den öffentlichen Banken sind die deutsche Entwicklungsbank KfW und ihre Tochtergesellschaft Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG) nach den Untersuchungen von Bankwatch am stärksten an der Finanzierung von Wasserkraftwerken in Naturschutzgebieten beteiligt. Sie finanzieren insgesamt 8 Projekte, von denen sich 4 in wertvollen Naturschutzgebieten befinden. Schon in Betrieb genommen wurden in Mazedonien ein Kraftwerk im Mavrovo-Nationalpark und ein weiteres im Pelister-Nationalpark. In Aussicht gestellt hat die KfW die Finanzierung des Kraftwerks Vrilo in Bosnien-Herzegowina, das die Natur im Ramsar-Gebiet Livno Polje, einem Feuchtgebiet internationaler Bedeutung, massiv beeinträchtigen würde.  Der Huchen (Hucho hucho), eine global bedrohte Fischart. Foto: Andreas Hartl

"Wasserkraftwerke stehen im Widerspruch zum Schutz der Biodiversität und sie haben deshalb in Naturschutzgebieten nichts verloren. Wir rufen die KfW und weitere Finanziers von Wasserkraftwerken auf dem Balkan dazu auf, dass sie sich zumindest aus der Finanzierung von Projekten in Naturschutzgebieten sofort zurückziehen" fordert Gabriel Schwaderer, Geschäftsführer von EuroNatur.  

Laut Bankwatch spielen Firmen aus Österreich eine besondere Rolle. Mindestens 41 Wasserkraftprojekte werden von österreichischen Firmen geleitet, 21 davon liegen in Schutzgebieten. Dabei ist Wien Energie an 11 Projekten in Naturschutzgebieten und die Kelag -  ein österreichisch-deutsches Unternehmen (Land Kärnten, Verbund, RWE) – an 9 Projekten beteiligt. Darunter das Projekt "Medna" an der Sana in Bosnien-Herzegowina. Dort zerstört die Kelag einen der wertvollsten Lebensräume des Huchens - einer global bedrohten Fischart. Das steierische Unternehmen ENSO Hydro baut derzeit in Albanien ein Wasserkraftwerk mitten in einem Nationalpark.

"Die angeblich so umweltbewussten österreichischen Firmen zeigen am Balkan ein ganz anderes Gesicht. Hier nehmen sie weder auf  Schutzgebiete noch auf  bedrohte Arten Rücksicht", so Ulrich Eichelmann von Riverwatch.

"Die gute Nachricht ist, dass die meisten Projekte noch nicht gebaut sind. Wir werden alles daran setzten, diesen Raubbau an Europas wertvollsten Flüssen zu stoppen", sagt Gabriel Schwaderer abschließend.

 

Weitere Informationen:

 

Rückfragen:

Cornelia Wieser – Riverwatch: cornelia.wieser@riverwatch.eu  +43 650 4544784

Katharina Grund – EuroNatur: katharina.grund@euronatur.org   + 49 7732 92 72-10

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