Staudammprojekte bedrohen Mavrovo Nationalpark in Mazedonien

Mala Fluss, Mazedonien. Foto: Ulrich Eichelmann

Mehr als 100 renommierte Umwelt-WissenschaftlerInnen wenden sich in einer bemerkenswerten Aktion gegen den Bau von Staudämmen im Mavrovo Nationalpark in Mazedonien. Hier unsere Aussendung dazu.
Das Magazin "Der Spiegel hat übrigens bereits über Die Situation der Balkanflüsse sowie im Mavrovo Nationalpark berichtet. Lesen Sie hier: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-124381335.html

Gemeinsame Presseinformation von Riverwatch und EuroNatur

Staudammprojekte bedrohen Mavrovo Nationalpark in Mazedonien

Über 100 WissenschaftlerInnen protestieren gegen Finanzierung durch Weltbank und Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung

Wien, Radolfzell, 13.1.2014. Einer der ältesten Nationalparks Europas ist in Gefahr: in Mazedoniens Mavrovo Nationalpark sollen mit internationaler Hilfe zwei große Wasserkraftwerke errichtet werden. Die Weltbank und die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) wollen diese Projekte finanzieren. Doch nun regt sich Widerstand. 119 Umwelt-WissenschaftlerInnen aus aller Welt, darunter renommierte Experten wie Österreichs Wissenschaftler des Jahres, Georg Grabherr oder Fritz Schiemer sowie zahlreiche Fachleute der Weltnaturschutzunion IUCN protestieren gegen diese Vorhaben. Damit unterstützen die WissenschaftlerInnen die Kampagne „Rettet das blaue Herz Europas“ der beiden Naturschutzorganisationen EuroNatur und Riverwatch.

Am Freitag erhielten die Präsidenten der Weltbank und EBRD einen offenen Brief  international renommierter Umwelt-Wissenschaftler, indem sie  gegen die geplante Finanzierung zweier Staudammprojekten im mazedonischen Mavrovo Nationalpark protestieren. „Nationalparks haben den Zweck, große Ökosysteme vor menschlichen Eingriffen zu schützen. Deshalb sind große Staudämme oder andere zerstörerische Projekte hier vollkommen inakzeptabel“, so die WissenschaftlerInnen in ihrem Brief.

Im bergigen Mavrovo Nationalpark leben Wölfe, Bären und Otter und es gedeihen mehr als 1.000 Pflanzenarten. Die große Besonderheit ist aber der Balkanluchs, eine Unterart des Eurasischen Luchses. Nur etwa 50 Exemplare gibt es heute noch von diesen seltenen Katzen und ihre Reproduktion konnte bisher ausschließlich (…) im Mavrovo Nationalpark nachgewiesen werden. Werden die Staudämme gebaut, könnte dies das Ende für den Balkanluchs bedeuten.

Doch es geht nicht allein um den Schutz des Mavrovo Nationalparks: die geplanten Projekte untergraben den Schutzstatus „Nationalpark“ im Allgemeinen. „Diese Projekte sind ein Angriff auf die für Europa bedeutendste Naturschutzkategorie, ein Angriff auf die Marke Nationalpark. Auch deshalb müssen wir diese Projekte verhindern“, so Ulrich Eichelmann von Riverwatch.

EuroNatur und Riverwatch haben in Südosteuropa 36.000 Flusskilometer auf ihren ökologischen Erhaltungswert untersucht und sich vorgenommen,  die wertvollsten Flüsse und Flussabschnitte zu schützen, v.a. vor dem Bau neuer Wasserkraftwerke. Die Kerngebiete, auf die sich die beiden Organisationen dabei konzentrieren, sind die Vjosa in Albanien, die Save in Slowenien und Kroatien sowie der Mavrovo Nationalpark in Mazedonien.

Hintergrund

Die Balkanregion in Südosteuropa ist das letzte große europäische Gebiet, in dem noch weitgehend intakte Fließgewässer erhalten geblieben sind. In den Staaten entlang der östlichen Adria, sowie in Serbien, Bulgarien, dem Kosovo, Albanien, Mazedonien und Teilen Griechenlands haben sich bis heute glasklare Bäche, unberührte Schluchten, große Auwälder, Flüsse mit riesigen Schotterinseln und spektakulären Wasserfällen erhalten. Hier schlägt das blaue Herz Europas. Eine Studie von Riverwatch und EuroNatur ergab, dass noch mehr als 80% dieser Fließgewässer in einem guten oder sogar sehr guten ökologischen Zustand sind.

Doch dem blauen Herz droht der Infarkt: 570 mittlere und größere Wasserkraftwerke sind geplant, zumeist mit Unterstützung internationaler Banken und Firmen, vor allem aus Europa. Sie werden ohne Rücksicht auf den Wert des Flusses, auf Flora und Fauna projektiert.

Um das zu verhindern, haben Riverwatch und EuroNatur die Kampagne „Rettet das blaue Herz Europas“ gestartet. Zusammen mit Partnerorganisationen vor Ort wollen sie die ökologisch wertvollsten Flüsse und Fließgewässerstrecken der Region vor dem Verbau schützen und die umweltgefährdendsten Wasserkraftprojekte verhindern.

Hier finden Sie den offenen Brief der Wissenschaftler sowie ein Factsheet zum Mavrovo Nationalpark.

 

Weitere Infos:

Ulrich Eichelmann (Riverwatch): ulrich.eichelmann@riverwatch.eu 0043 676 6621512

Cornelia Wieser (Riverwatch): cornelia.wieser@riverwatch.eu0043 650 4544784

Romy Durst (EuroNatur): romy.durst@euonatur.org 0049 176 80109245

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